Experteninterview: SAP Cloud Migration - Wahl, Umzug und Kosten

25. September 2020
Von EPI-USE Labs GmbH

Als globales Softwareunternehmen unterstützen wir, EPI-USE Labs, mit unseren Produkten und Services Unternehmen dabei, die Performance ihrer SAP und SAP SuccessFactors Systeme zu steigern.

Viele Unternehmen stehen unter Druck - die Flexibilität soll erhöht, die Kosten aber zeitgleich gesenkt werden. Die Cloud wurde lange Zeit als Lösung für viele Herausforderung gesehen.

Wir haben Christian Lenz, Head of Cloud & Managed Services der EPI-USE Labs GmbH befragt, welche Auswirkungen die Cloud für SAP-Kunden hat.

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Christian Lenz

Christian Lenz ist seit über 25 Jahren im SAP Technologie-Umfeld als IT-Manager, Solution Architekt und Berater tätig. Fast schon 10 Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema SAP HANA und den neuen Betriebsszenarien, die die Cloud mit sich bringt. Aktuell verantwortet er bei der EPI-USE Labs GmbH die Abteilung SAP Cloud und Managed Services mit dem regionalen Fokus Deutschland, Österreich und Schweiz.

 

1. Was sind die größten Herausforderungen bei einem Wechsel von SAP in die Cloud?
Viele Kunden stehen vor der Herausforderung eines Upgrades bzw. einer Conversion nach S/4HANA. Ein SAP Upgrade ist kostspielig und bei einem Wechsel auf S/4HANA kommen noch funktionale Änderungen mit geänderten oder neuen Prozessen und Unterbrechungen hinzu, die die Kosten weiter steigern. Aus diesem Grund ist ein Wechsel auf S/4HANA für Unternehmen kein einfaches Projekt und sollte gut bedacht sein.

Ein Weg aus dieser Kostenspirale wäre, die eigenen Mitarbeiter für die Kernprozesse im Unternehmen einzusetzen und die IT extern hosten und betreiben zu lassen. Eine Cloud Infrastruktur ist dafür die erste Wahl. Besonders „Private Clouds“ mit dedizierten individuellen Möglichkeiten der Anpassung und Abgrenzung sind dafür prädestiniert. Das Vertrauen in Cloud Anbieter ist in den letzten Jahren weiter gestiegen.

Für Endkunden mit einem eigenem IT-Bereich, ist der IT-Fachkräftemangel eine große Herausforderung. Die neue IT-Infrastruktur bedingt auch neue Fachkenntnisse, was zusätzlich Schulungs- und Trainingsaufwand für das Personal im Unternehmen bedeutet. Cloud Anbieter haben auch hier wieder einen entscheidenden Vorteil: Sie haben ausreichend Fachkräfte und agieren arbeitsteilig.

Sandbox für SAP S/4HANA Conversion

2. Ist die unternehmenseigene IT technisch überholt worden?
Oft kann die unternehmenseigene IT mit den Neuerungen in der IT- und Softwarebranche nicht Schritt halten und SAP-Kunden spüren immer häufiger die Auswirkungen. Softwarelösungen sind oftmals nicht auf dem neuesten Stand oder sogar aus der Wartung und zwingen diese Unternehmen so zum Kauf der neuesten Version. Mittlerweile möchten sich Kunden auch nicht mehr nur an einen Hersteller wie z.B. SAP binden. Viele sind offen für andere Alternativen oder komplementäre Ergänzungen von Dritten.

 

3. Das heißt, die Kunden wenden sich von SAP ab?
Nein, definitiv nicht. Kunden, die SAP nutzen, haben die weltweit führende und bewährte Lösungssuite für Geschäftsanwendungen erworben. Stetige Innovationen helfen SAP Kunden ihre Wettbewerbsvorteile auszubauen oder zu sichern. Sie wollen bei SAP bleiben, die Kosten dafür jedoch senken und an Flexibilität gewinnen.

 

4. Wie können Kunden ihre Kosten senken, ohne zu einer anderen ERP-Lösung zu wechseln?
Eine Cloud-Migrationsstrategie zum Beispiel, ist dafür ein erfolgversprechender Ansatz. Im HANA-Kontext lohnt es sich, den Fokus auf die Reduktion der Datenbankgröße zu legen, sprich die Datenmenge zu verringern. Das senkt die Kosten und erhöht gleichzeitig die Flexibilität. Die Reduktion mag zwar nicht unmittelbar für produktive SAP Systeme möglich sein, für ein Nicht-Produktivsystem jedoch, wie das Test- oder Q-System, ist das durchweg fast immer möglich. Unsere eigenen Recherchen haben gezeigt, dass die Kosten für einen HANA Server mit 512 GB ca. 75% niedriger sind, als für eine 2TB Maschine.

Technisch erreichen Sie eine Datenreduktion z.B. durch Datenarchivierung oder das Entfernen von nicht mehr benötigten Mandanten. Eine weitere Möglichkeit ist, die Daten beim Refresh des Q-Systems zu reduzieren, anstatt die Produktion vollständig zu kopieren. Das ist problemlos möglich und hat sich vielfach bewährt.

 

5. Wie finde ich das passende Cloud Angebot für mein Unternehmen? Es gibt schließlich mehrere Möglichkeiten.
Es ist lohnend, mit verkleinerten SAP-Systemen von On-Premise in die Cloud zu wechseln. Das alleine schon senkt signifikant die Kosten für die teure HANA-Hardware. Wenn Sie dann noch Ihre Kosten für die SAP-Betriebsmannschaft senken möchten, können Sie einfach noch einen Managed Service dazu buchen.

Die Private Cloud eignet sich am besten, wenn es für Sie einfach und unkompliziert sein soll, mit vorhersehbaren Kosten. Kleinere Anbieter bieten ihnen hohe Flexibilität und Agilität, zumeist auch persönliche Ansprechpartner in ihrer Landessprache, die sie längere Zeit begleiten dürfen.

Aber auch Public Cloud-Anbieter oder die sogenannten Hyperscaler wie zum Beispiel Microsoft Azure, haben ihre Vorteile. Insbesondere für Global-Player, die ihre komplexen und oftmals heterogenen Systemumgebungen, aus SAP- und non-SAP-Lösungen dorthin auslagern.

 

6. Ein gängiges Vorurteil über Cloud-Lösungen betrifft die Sicherheit. Ist eine Cloud-Lösung denn überhaupt sicher, gerade im Vergleich zu On-Premise?
Davon wären Sie sicherlich überzeugt, wenn Sie die neuesten Berichte lesen würden. Kaum jemand macht sich bei einer On-Premise Lösung darüber Gedanken, dass in den Serverraum auch physisch eingebrochen werden und Festplatten oder Daten gestohlen werden könnten.

Bei der Planung für die Cloud, ist Sicherheit aber immer eines der wichtigsten Themen für Unternehmen. Wenn die Leute wüssten, wie viel höher die Sicherheitsstandards in unseren Rechenzentren sind, würden Sie wahrscheinlich anfangen, sich ernsthafte Sorgen über Ihre eigenen Sicherheitsvorkehrungen zu machen. 


7. Eine abschließende Frage: Wie bereite ich SAP Daten für einen Wechsel in die Cloud vor?
Arbeiten Sie von innen nach außen. Fangen Sie mit der Analyse Ihrer Daten an und reduzieren Sie die Menge, wo immer es möglich ist. Später sollten die Daten idealerwiese noch verschlüsselt und maskiert werden.

Daten, die Sie nicht mehr benötigen, sollten Sie regelmäßig entfernen oder archivieren. Ich vergleiche den Wechsel in die Cloud gerne mit einem Umzug. Da nehmen Sie ja auch nur alles Nötige mit und den Rest sortieren Sie vorher aus. Wir alle sammeln gerne unsere Daten, aber letztendlich werden Sie dankbar sein, wenn Sie sich davon befreit haben.

Zum Abschluss noch ein letzter Tipp: Aufbewahrungspflichtige Daten können Sie beispielsweise in unserer Lösung Archive Central auslagern. In diesem Archivsystem sind die Daten dauerhaft gespeichert und jederzeit für Recherchen verfügbar.

Vielen Dank für das Interview. Weitere Informationen zu Cloud & Managed Services finden Sie hier.

Sandbox für SAP S/4HANA Conversion

 

 

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