Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht die Worte "S/4HANA-Roadmap" höre. Es scheint, dass viele Unternehmen entweder einige Teile ihres Bestands auf S/4HANA umgestellt haben oder aktiv ihre nächsten Schritte ana...
Paul Hammersley ist bereits seit vielen Jahren bei EPI-USE Labs tätig. Als Vice President der ALM-Produkte umfasst sein Portfolio auch die Systemlandschaftsoptimierung. Seine praktische Erfahrung bei der Implementierung des Data Sync Managers sowie seine Unterstützung für Kunden, bei der Datenverwaltung der gesamten SAP Landschaft ist einzigartig. Er verfügt über tiefe Kenntnisse in den Bereichen Datensicherheit, einschließlich der Datenschutzgrundverordnung.
In einem Webinar und einem Whitepaper habe ich vor kurzem den Wandel der Rolle von Nicht-Produktivsystemen vor, während und nach einer Brownfield-Migration zu S/4HANA oder einer selektiven Datenumstellung betrachtet. Dabei ging es zuerst um die Sandbox-Phase, in der etwas für die Produktion sehr Repräsentatives gebraucht wird und dann um den Aufbau einer neuen Entwicklungsumgebung für das S/4HANA-System, die auf der Produktion und nicht auf der alten Entwicklungsumgebung beruht. Dann habe ich den Paradigmenwechsel bei SAP-On-Premise-Upgrades (jetzt als „Any Premise“ bezeichnet), sobald der Kunde sich auf dem Weg zu S/4HANA befindet,betrachtet.
Jetzt möchte ich näher auf das Zusammenspiel dieser neuen S/4HANA-Landschaft mit den neuen Cloud-Lösungen eingehen.
Fangen wir mit der Frage an, warum es wahrscheinlich Integrationen mit anderen SAP-Lösungen geben wird, die nicht On-Premise sind. Es gibt drei ausschlaggebende Gründe, warum Unternehmen immer öfter auf die von mir so genannten „reinen Cloud-Lösungen“ umsteigen (im Gegensatz zu On-Premise-Lösungen, die in einer public oder private Cloud gehostet sind).
Geschäftliche Anforderungen:
Im Laufe meiner Karriere hat sich die Beziehung zwischen Unternehmen und IT-Teams immens verändert. Als ich angefangen habe - ja, das war in diesem Jahrtausend - hatte der IT-Leiter das Sagen. Sie oder Er wählte unter anderem die Software oder den Systemintegrator aus und zog das Unternehmen nur für Design-Workshops und User Acceptance Testings hinzu. Das Unternehmen hatte keinen eigenen Serverraum und es fehlte an Wissen, um Hardware einzurichten oder Software zu installieren.
Jetzt kann das Unternehmen eine Lösung in der Cloud beschaffen und die IT-Abteilung komplett links liegen ohne auf die IT-Abteilung angewiesen zu sein. Ich habe schon von vielen Fällen gehört, in denen genau das passiert ist. Die Möglichkeit der "reinen Cloud", die es den Unternehmen ermöglicht, selbst zu agieren, hat ihnen also eine viel stärkere Stellung verschafft. Der CFO, COO und andere hochrangige Personen in einem Unternehmen sehen sich die neueste Technologie an und versuchen, sich einen Vorteil zu verschaffen. Wenn das Salesforce, Workday oder was auch immer ist, wollen sie es nutzen. Der Umstieg auf diese Lösungen ist vielleicht nicht ganz so einfach, wie man ihnen weismachen will und als Kompromiss wird vorgeschlagen: „Wir steigen auf S/4HANA um, aber wir nehmen die SAP-Alternative zu Salesforce und Workday, damit die Integration einfacher ist (oder sogar Rise with SAP, dann gibt es nur eine Anlaufstelle). Wichtige Geschäftsprozesse verlagern wir von unserem alten SAP-ERP-System in die Cloud und integrieren dann mit dem digitalen Kern.“
Kostenmodelle:
Wer für ein Budget verantwortlich ist, hat gern vorhersehbare, wiederkehrende Kosten, mit denen er planen kann. Die variablen Kosten für das Betreiben eines ABAP-Stack-SAP-Systems auf einer Hyper-Scaler-Cloud-Plattform oder die entstehenden Kosten für das Hosten eigener Server mit der dazugehörigen Hardware, System- und Netzwerkadministratoren etc. sind dagegen nicht wünschenswert. Die Umstellung auf ein Subscription Modell und lediglich den Service und nicht den Verbrauch zu zahlen, macht Budgetieren und Planen viel einfacher. Jede größere Abweichung bei den Kosten geht mit einer Abweichung im Service einher, die einfach an das Unternehmen weitergegeben werden kann.
Funktionalität:
Einige Funktionen werden im SAP-ERP-System unter S/4HANA möglicherweise nicht mehr oder nur noch bis 2025 über Compatibility Packs unterstützt. Das kann dazu führen, dass ein alternativer Prozess in einer der Cloud-Lösungen in Betracht gezogen wird, wodurch weitere Prozesse für den Umzug in die Cloud in Frage kommen können. Das hängt mit dem ersten Punkt zusammen: die neuesten Technologien (wie maschinelles Lernen und KI) sind aus der Cloud einfacher zu nutzen. In ähnlicher Weise wird der Eindruck erweckt, dass Analytics für das gesamte Unternehmen von reinen Cloud-Lösungen aus einfacher ist.
Durch die Relevanz dieser Faktoren werden im Laufe der Zeit immer mehr Prozesse in der Cloud ein neues Zuhause finden. Das bedeutet: das SAP-System wird zum Rückgrat und muss als Quelle der finanziellen Wahrheit für das Unternehmen unglaublich stabil sein. Es muss auch verfügbar sein, wenn eine Satellitenlösung es braucht, und die Integration muss robust sein. Bei jeder Änderung müssen die Auswirkungen auf alle Datenströme, die von allen anderen Systemen ein- und ausgehen, analysiert werden. Zum Glück haben SAP-ABAP-Stack-Systeme ein bewährtes Change-Management-System, das die Zuverlässigkeit des Produktivsystems gewährleistet und Änderungen im System transparent aufzeigt. Unternehmen nutzen diese Funktionen auf unterschiedliche Weise. Manche bevorzugen Release-Zyklen, bei denen eine Pre-Porduction eine bestimmte Zeit lang als isolierter Testbereich fungiert, bevor das gesamte Release in die Produktion übergehen kann. Andere bevorzugen parallele Entwicklungswege für den Ablauf der Projekte im Vergleich zu BAU. Kleinere Unternehmen führen BAU meist über ein Änderungsgremium oder einen Lenkungsausschuss aus und wickeln Projekte separat auf demselben Weg ab. Was für Unternehmen in SAP ERP der beste Ansatz war, ist möglicherweise nicht der optimale Ansatz in S/4HANA, besonders dann, wenn es neue Integrationen mit Cloud-Lösungen gibt. Der Grund dafür sind die Release-Zyklen reiner Cloud-Lösungen.
Im Jahr 2019 gab es bei diesen neun Cloud-Produkten insgesamt 17 Wochenenden mit Releases von produktivem Code für Kunden:
Quelle: https://news.sap.com/2019/12/sap-release-dates-cloud-harmony/
Hier gibt es zwei große Herausforderungen für die Systemstabilität:
SAP hat dies erkannt und ist 2020 zu vier Wartungswochenenden für diese Lösungen übergegangen. Aber vielleicht möchten Kunden selbst entscheiden, wann sie ihr S/4HANA-System patchen, um es an Cloud-Updates anzugleichen. Es kann sogar noch weiter gehen. Unternehmen, die bisher keinen „Release“-Ansatz für das Change-Management in SAP verwendet haben, möchten nun womöglich einen solchen Ansatz anwenden und die „Preview“-Perioden in Cloud-Lösungen nutzen, um „End-to-End“-Tests durchzuführen, bevor alles in Verbindung mit Cloud-Lösungen live geht.
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