Private Cloud vs. Public Cloud – Welcher Ansatz ist der richtige?

13. Januar 2023
Von Christian Lenz

Christian Lenz ist seit über 25 Jahren im SAP Technologie-Umfeld als IT-Manager, Solution Architekt und Berater tätig. Fast schon 10 Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema SAP HANA und den neuen Betriebsszenarien, die die Cloud mit sich bringt. Aktuell verantwortet er bei der EPI-USE Labs GmbH die Abteilung SAP Cloud und Managed Services mit dem regionalen Fokus Deutschland, Österreich und Schweiz.

In verschiedenen Blogbeiträgen und Webinaren habe ich Ihnen bereits unser Portfolio bezüglich „Private Cloud“ in unseren Rechenzentren vorgestellt. Zusammen mit unseren „Managed Services SAP Basis“ erhalten Sie eine „fully managed“-IT-Landschaft für den Betrieb und Wartung Ihrer SAP-Landschaft. Bei Bedarf erweiterbar um AMS (Application Managed Services) für den Support Ihrer Fachanwender in den funktionalen Aspekten Ihrer SAP-Lösungen. Darüber hinaus z. B. auch BPO (Business Process Outsourcing) für Ihre HR-Entgeltabrechnung (Payroll) basierend auf langjähriger HCM-Expertise von EPI-USE.

 

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SAP in der Cloud - aber welcher Cloudansatz ist der richtige?

Überlegen Sie, Ihre SAP-Anwendungen in eine von SAP angebotene Public Cloud oder Private Cloud umzuziehen, zu migrieren oder nach S/4HANA zu konvertieren? Falls ja, könnten Ihnen die hier beschriebenen Erfahrungen und Aspekte bei der Entscheidungsfindung für Ihre richtige Strategie helfen. 
Wenn auch ohne Anspruch auf Vollständigkeit, lassen Sie mich Ihnen heute ein paar Denkanstöße für den Fall geben, dass Sie Ihre SAP-Lösungen zukünftig z. B. auf einer Public-Cloud-Plattform bei einem der von SAP präferierten Hyperscaler betreiben (lassen) möchten. 

1. Annahmen

  1. Benötigte Rechenleistung hat immer ihren Preis, ganz gleich wo und wie diese bereit gestellt wird.
  2. Welcher Cloud-Ansatz (Private vs. Public) günstiger, einfacher oder sicherer ist, lässt sich nicht pauschal sagen.
  3. Cloud-Architekturen sind per se durch hochflexible Skalierbarkeit und schnelle Provisionierung gekennzeichnet.
  4. Prozesse der Cloud-Anbieter sind hoch automatisiert und standardisiert.
  5. SAP-Workloads sind für gewöhnlich relativ konstant, was den Ressourcenbedarf angeht.
  6. Preismodelle und Serviceumfänge sind anbieterspezifisch.

2. Denkanstöße zur Entscheidungsfindung

Ob eine Public oder eine Private Cloud die validere und (kosten)günstigere Option ist, lässt sich kaum seriös beantworten. Wir sehen, dass Public Cloud Angebote oft wesentlich höhere Kosten (Faktor 2 und mehr) ausweisen als Angebote von Hosting-Anbietern in deren Private Cloud. Nur, ganz so einfach ist ein Vergleich nicht. Ganz im Gegenteil. Es sind vielfältige Aspekte, die Sie berücksichtigen sollten. Bedenken Sie:

2.1 Strategische Überlegungen

  • Was gibt Ihre Unternehmensstrategie vor?
  • Gibt es eine unternehmensweite Sourcing-Strategie für Ihre IT (z.B. „Cloud First“)
  • Was gibt Ihre Investitionsstrategie vor? OpEx vs. CapEx.
  • Pflegen Sie eine zentrale Governance mit entsprechenden Vorgaben oder haben Sie eine föderale Organisation mit dezentraler Autarkie und Entscheidungsbefugnis?  
  • Legale Vorgaben wie z. B., Ihre Daten nur in bestimmten Regionen zu halten oder zu verarbeiten?
  • Ist Standardisierung oder Individualität vorrangig? Abweichungen sind meist Kostentreiber.
  • Schutz eigener IP vs. Standardisierung und Transparenz?

2.2 Systemübernahme / Transition

  • Eine 1:1 Übernahme der SAP-Systemlandschaft berücksichtigt keine Optimierung des Zielszenarios.
  • Für den Betrieb im eigenen Rechenzentrum (on-premise) wurden SAP-Server immer für die maximal erwartete Last ausgelegt. Oft für mehrere Jahre in die Zukunft bis zum nächsten Beschaffungs- oder Leasing-Zyklus.
  • In einer Cloud hingegen kann kleinstmöglich gestartet werden. Weiterer Ressourcenbedarf wird sukzessive in kleinen Happen abgerufen. Sie zahlen also nicht schon von Anfang für Ressourcen, die vielleicht erst später benötig werden.
  • Noch größeres Potenzial liegt darin, die SAP-Systeme vor einem Umzug von Altlasten - also Daten, die sie operativ nicht mehr benötigen - zu befreien und somit den Hardware Footprint zu verkleinern (was natürlich auch in einer Private Cloud weniger Kosten verursacht). Besonders wirkungsvoll ist dieses Vorgehen vor einem Wechsel zu einer HANA-basierten Lösungslandschaft, da hier alle Daten in den Hauptspeicher der HANA-DB-Server geladen werden und RAM und CPU nun mal mit die teuersten Komponenten sind. Nicht nur hardwareseitig sondern auch lizenztechnisch.

2.3 Betrieb

  • Die Option Public Cloud bedeutet, dass der Provider die Infrastruktur (IaaS) anbietet, aber keinen Support oder Wartung für die SAP Basis, geschweige denn für die SAP-Anwendung. Folglich ist mindestens ein weiterer Partner involviert und es ist mit höherem Aufwand für die Abgrenzung der einzelnen Aufgabenbereiche sowie für die Kommunikation und Steuerung der beteiligten Parteien zu planen.
  • Überdenken sie Ihre Anforderungen bzgl. (Hoch)Verfügbarkeit. Muss es eine 1:1 Hot-Stand-By-Lösung sein oder gibt es sinnvolle Alternativen. Zum Beispiel sollten Sie überlegen, wie lange Ihr IT-Betrieb maximal stillstehen kann, ohne dass Ihr Business darunter leidet. Wenige Minuten bis eine oder zwei Stunden für den Wiederanlauf der Systeme können oft verkraftet werden, bedeuten aber drastisch weniger Kosten.
  • Ist „Alles aus einer Hand“ oder eine Single-Vendor-Strategie die ideale Lösung?
    Mittel- bis langfristige Abhängigkeiten mit weniger Entscheidungsspielraum sind sorgfältig zu bedenken. Einige wenige involvierte Parteien könnten der Königsweg sein. Ein guter Schnitt ist es z. B. Rechenzentrum, IT-Infrastruktur und Basis in einer Hand zu bündeln und die Anwendung beim Endkunden oder seinen etablierten Anwendungsberatern zu belassen, da sie die Geschäftsprozesse (oft schon seit vielen Jahren) bestens kennen.
  • Sie möchten sich als Endkunde auf Ihre Kernkompetenzen in Ihren Geschäftsprozessen fokussieren und sich nicht mehr um Rechenzentrum, IT, Betrieb oder SAP-Basis kümmern.
  • SAP-Workloads haben relativ konstanten Ressourcenbedarf. Damit sind Vorteile der Hyperscaler wie flexibles Zuschalten und Verringern von IT-Ressourcen in einer SAP-Landschaft nur selten relevant.
  • Temporär benötigte SAP-Systeme (z.B. PoC-, Evaluierungs- oder Projektsysteme) hingegen eignen sich sehr gut für die Cloud. Sie werden schnell und ohne Investitionskosten bereitgestellt und operative Kosten fallen lediglich je nach Nutzung und Nutzungsdauer an.

2.4 Skills und Mitarbeiter

Treiber für den Fremdbetrieb:

  • Es sind nicht ausreichend Mitarbeiter im eigenen Hause verfügbar.
  • Demographischer Wandel und Verknappung am Arbeitsmarkt
  • Weitere Mitarbeiterqualifizierung in Betriebsthemen ist obsolet.
  • Der Arbeitsmarkt ist ein Mitarbeitermarkt.
  • Niedrige oder abnehmende Mitarbeiterbindung (Single Point of Risk)

2.5 Preismodelle

Vergleichen Sie die unterschiedlichen Preismodelle genau nach ihren Bedürfnissen:

  • Private Cloud Anbieter offerieren meist Flat-Rate-Preise.
  • Public Cloud Anbieter offerieren eher nutzungsabhängige Preismodelle. Meist mit der Option hoher Discounts von über 60% ab 3 Jahren Laufzeit. Aber Achtung, der Rabatt gilt für die Compute-Leistung der Server (CPU, RAM), nicht für Komponenten und Services, die dauerhaft in gleichem Umfang zur Verfügung stehen müssen (z.B. Storage, Backup oder Monitoringtools und Gateways). Diese Preispositionen summieren sich z.T. höher als die reinen Compute-Leistungen.

2.6 Software, Produkte und Nutzungsrechte

  • Wägen Sie die Lizensierungsmodelle bzw. Nutzungsrechte sorgfältig ab.
  • Lizenzkauf vs. Miete auf Zeit oder OpEx vs. CapEx, sind kaufmännisch zu beurteilen.
  • Neue Lösungenangebote sind oft nur noch als SaaS-Angebot in der Cloud verfügbar.
  • Besteht eine objektive Notwendigkeit, bestehende Lösungen auszutauschen? Benötigen Sie neue Funktionen, um Ihr Business auszubauen?
  • Attraktive Rabatte beim Wechsel von Lizenzeigentum in ein Subscription-Modell (Miete) sind verlockend, aber nur einmal anwendbar. Anders ausgedrückt, Ihr Tafelsilber ist dann weg.
  • Subscriptions sind zeitlich begrenzt. Danach müssen Sie neu verhandeln.

2.7 SAP spezifische Angebote

SAP präferiert eine Cloud Strategie mit SaaS-Lösungen und Nutzungsrechten per Subscription. Die neuen Cloud-Produkte erhalten neue SAP Funktionen bevorzugt, während on-premise Varianten diese erst verzögert erhalten.

SAP RISE

Hier ist SAP der Vertragspartner für alles: Nutzungsrechte, Transition/Migration/Conversion, IT-Infrastruktur, Rechenzentren, SAP Basis, SAP Lösungen und Anwendungssupport kommen aus einer Hand bzw. von eingebundenen Unterauftragnehmern.
Nutzungsrechte sind nur über Subscription erhältlich.

SAP PCE (Private Cloud Edition)

Vertragspartner ist die SAP und bietet RZ, Server, Basis und Betrieb in individueller, dedizierter Systemlandschaft, z. B. S/4HANA mit Freiheitgraden einer eigenen Installation ohne die strikten Vorgaben für Tenants in der S/4HANA-Cloudlösung. 
Im Grunde ist die PCE etwas, was SAP-Hoster schon seit vielen Jahren verlässlich anbieten. Der Hoster betreibt die SAP-Lösungslandschaft des Kunden, der stets „Herr des Verfahrens“ bleibt und frei entscheiden kann, welchen Managed Services Umfang er benötigt oder wann er beispielsweise Upgrades beauftragt oder welche weiteren Partner (z.B. für Implementierung, Customizing oder Anwendungssupport) er einbindet.

SAP HEC (HANA Enterpirse Cloud)

Es handelt sich um ein „älteres“ Private Cloud Angebot der SAP. Ursprünglich gedacht, um den ERP-Nachfolger S/4HANA schnell in den Markt zu bringen und Kunden die Conversion zu vereinfachen oder abzunehmen. SAP stellt die komplette Systemlandschaft mit den unterstützten Anwendungen (z. B. S/4HANA) bereit. Das Management der IT-Infrastruktur, der SAP Basis und der Anwendungen kommt von SAP. 

SAP PMC (Partner Managed Cloud)

SAP-Partnerangebote mit Hosting (in deren Private Cloud oder bei Hyperscalern), Betrieb, Support und Wartung in einem Servicepreis, der Nutzungsrechte einschließt. Dieses Angebot ist sehr flexibel und kundenindividuell gestaltbar, mit terminierter Laufzeit. Also auch ein Subscription-Modell.

3. Entscheidung

Sie kommen nicht umhin, Ihre eigene Entscheidung zu treffen. Wägen Sie ab, was Sie in Ihrer Situation bevorzugen oder benötigen. Nicht alle Entscheidungen müssen sich streng objektiv berechnen oder quantitativ bestimmen lassen. Qualitative Kriterien oder nur plausibel nachvollziehbare Aspekte können ebenso valide Entscheidungsgrundlagen sein. Wichtig ist, dass die Lösung zu Ihren Anforderungen passt.
EPI-USE steht bereit, Sie bei der Entscheidungsfindung zu beraten und zu unterstützen. Sei es mit Fachexpertise, Erfahrung oder hilfreichen Produktlösungen und Services.

3.1 Initiales Assessment

Unser Ansatz sieht zu Beginn immer ein Assessment vor, bei dem wir Ihre SAP-Systeme analysieren, Handlungsfelder und Optimierungspotentiale identifizieren und Ihnen die Ergebnisse vorstellen. Selbstverständlich stehen wir auch gerne für die Planung und Umsetzung Ihrer nächsten Projektschritte bereit.
Kommen Sie auf uns zu oder wenden Sie sich direkt an mich: Christian.Lenz@epiuse.com

 

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